Die Lage der Bauwirtschaft ist angespannt in Deutschland: massiv gestiegene Rohstoff- und Baustoffpreise, Energiekosten und negative Dynamiken am Markt. Zugleich könnte der Bedarf an Projektierungsleistungen in der Branche kaum größer sein. Nicht erst seit dem Hörsaaleinsturz vor einigen Monaten in Marburg und dem Brückenkollaps in Dresden gilt: Straßen und Gebäude müssen in weiten Teilen des Landes saniert oder neu errichtet werden. Dafür das passende Projektmanagement zu finden, ist jetzt deutlich leichter: Denn eine repräsentative Marktstudie gibt erstmals umfassende Einblicke und eine gute Übersicht der Bauprojektmanagement-Branche in Deutschland.
Gefragt ist Sanierung auf breiter Ebene und in Größenordnungen. Doch nicht nur die Mittel dafür sind bereitzustellen, von öffentlicher wie privater Hand: Entscheidend wird sein, dass im Sinne sparsamer Haushaltsführung und effizientem Wirtschaften zielgenau projektiert wird. Doch die Auswahl qualifizierter Anbieter dafür – bislang eine Suchaufgabe. Denn die Marktlage bei Anbietern von Bauprojektmanagement war weitgehend unbekannt. Eine der wohl meistgestellten Fragen: Wer macht wo was und nach welchen Kriterien?
Dazu gibt es seit Neuestem klare und schnelle Antworten: Der Deutsche Verband für Projektmanagement in der Bau- und Immobilienbranche (DVP e. V.) hat im Zusammenwirken mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) den Marktbericht – Bauherrnseitige Projektmanagement-Dienstleistungen in Deutschland herausgegeben. Damit bekommt die Branche erstmalig klare Konturen und ein sichtbares Profil im Wirtschaftsleben Deutschlands.
Ein bemerkenswertes Resultat der Studie: In der Branche finden sich nicht vorrangig große Player. Zu etwas mehr als 60 Prozent sind es mittelständische Anbieter mit einem bis neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie machen Angebote, durch Projektmanagement für Perspektive, Übersicht und Gelingen bei Bauvorhaben zu sorgen. Allerdings bieten sie, den Ergebnissen zufolge, oft nicht das gesamte Leistungsspektrum an. Das ist der Marktvorteil der größeren Anbieter. Deren Portfolio fällt durch mehr spezialisiertes Personal und mehr Erfahrungswerte breiter entsprechend breiter aus.
Der Aufwand der Studie, um längerfristig gültige Aussagen zu erhalten, spiegelt sich im zweistufigen Forschungsansatz wider: Das Forschungsteam lokalisierte dafür zunächst 2700 netzbekannte Markteilnehmer, verteilt über ganz Deutschland. Dabei zeigten sich regionale Zusammenballungen, aber auch schwächer repräsentierte Regionen. Insgesamt bieten in knapp 4100 Orten in Deutschland Unternehmen Leistungen an, die dem Bauprojektmanagement oder anverwandten Disziplinen zuzuordnen sind.
Mehr als 80 Prozent davon existieren buchstäblich einmalig in Deutschland: Sie verfügen über keine Filialen im Bundesgebiet. Die Internationalisierung ist, unternehmensstrukturell betrachtet, im deutschen Bauprojektmanagement offensichtlich kein größeres Thema. Lediglich drei Prozent der befragten Unternehmen haben sich Niederlassungen im Ausland aufgebaut.
Um Tiefe und Repräsentativität zu untermauern, schaltete das Forschungsteam noch eine zweite empirische Stufe: Es gelang ihm, mehr als 350 Unternehmen intensiver zu befragen und nach Leistung und Struktur präzise aufzuschlüsseln. Dabei zeigte sich nicht nur der mittelständische und inlandszentrierte Charakter der Branche. Es gab auch Übereinstimmungen bei wirtschaftlichen Kennzahlen. Denn 90 Prozent der befragten Unternehmen bewegen sich bei einem Jahresumsatz, der fünf Millionen Euro nicht überschreitet.
Die Studie zeigt zudem: Die öffentliche Hand, deren mangelnde Kostentreue, gerade bei Großbauprojekten von Flughafen bis Bahnhof, schon häufiger für Negativschlagzeilen gesorgt hat, hat noch Potenzial. Sie nutzt die Möglichkeiten, etwa die Risikominimierung durch professionelles Bau- und Immobilienprojektmanagement, nur wenig – und dies trotz großer Investitionssummen aus Steuergeldern. So beträgt der öffentliche Anteil an der Kundschaft bei Projektmanagementanbietern nur etwa ein Drittel. Das Gros sind private Auftraggeber. Sie haben sich mithilfe von Projektmanagement unter anderem für eine funktionierende Kostenkontrolle entschieden.
Mehr Fakten bietet die ganze Studie: Auf fast 200 Seiten prüft sie detailliert die Beschaffenheit und das Leistungsprofil des Projektmanagements in der Bau- und Immobilienbranche.
Die Marktstudie 2024 des DVP e. V. und des KIT ist durch ihre Forschungstiefe ein lange gültiger Branchenüberblick – und damit unverzichtbare Entscheidungshilfe: für alle Auftraggeber, die das passende Projektmanagement für eine erfolgreiche Projektrealisierung auswählen möchten.