Der DVP-Kongress 2025 fand am 9. Mai im Haus der Technik in Essen statt. Im Mittelpunkt standen Themen wie Digitalisierung, neue Vertragsmodelle, Nachhaltigkeit und internationale Projektpraktiken, ergänzt durch einen fachlichen Austausch in Vorträgen, Sessions und Gesprächen zwischen den Programmpunkten.
Auftakt am Vorabend
Bereits am Vorabend trafen sich zahlreiche Teilnehmer im Stadtgarten Steele zum traditionellen Get-together. Die entspannte Atmosphäre bot Gelegenheit für informelle Gespräche, erste thematische Einstimmungen und das Wiedersehen oder Kennenlernen von Kolleginnen und Kollegen aus der Branche.
KI zwischen Effizienzversprechen und Realität
Der Kongress startete am nächsten Morgen mit einer Keynote zur Rolle von Künstlicher Intelligenz im Bauprojektmanagement. Im anschließenden Panel wurden die Erwartungen an KI-gestützte Prozesse – von Planung über Bau bis hin zum Betrieb – und die Frage diskutiert, ob die Technologie tatsächlich eine tiefgreifende Veränderung für die Branche bedeutet. Deutlich wurde, dass viele Einsatzmöglichkeiten denkbar sind, der tatsächliche Nutzen aber differenziert betrachtet werden muss.
Praxisnahe Einblicke am Vormittag
Im weiteren Verlauf des Vormittags standen praxisnahe Beiträge im Fokus. Dr.-Ing. Markus Zobel stellte Kennwerte zur Bewertung baubetrieblicher Kosten vor und zeigte, wie Projektsteuerer auch ohne tiefgehende baubetriebliche Prüfung Aussagen zu Störungs-, Beschleunigungs- oder Preissteigerungsmehrkosten treffen können. Ziel ist es, die eigene Position gegenüber Auftraggebern, Bauunternehmen und Planungsteams zu stärken und die Plausibilität von Forderungen besser einschätzen zu können.
Ein weiteres Praxisbeispiel bot der Beitrag zum „Haus des Wissens“ in Bochum. Das Projekt veranschaulichte die Besonderheiten der Projektsteuerung im Bestand: Im ehemaligen Postgebäude entsteht ein multifunktionales Haus mit Bibliothek, Volkshochschule, Hochschulstandort und Markthalle – bei laufendem Telekom-Betrieb. Der Vortrag zeigte, wie sich Prozesse, Anforderungen und Schnittstellen in solchen komplexen Umbauprojekten verändern und welche Strategien sich bewährt haben.
Vier Sessions am Nachmittag
Am Nachmittag konnten die Teilnehmer zwischen vier parallelen Sessions wählen. Session 1 widmete sich dem Projektmanagement im internationalen Kontext. Drei Referenten aus dem Umfeld der ICPMA berichteten aus der Praxis internationaler Projekte – insbesondere zu kulturellen Unterschieden, länderspezifischen Anforderungen und etablierten Konfliktlösungsverfahren, die zunehmend auch in deutsche Projekte Eingang finden.
Themenschwerpunkt von Session 2 lag auf nachhaltigkeitsrelevanten Prozessen in der Projektsteuerung. Hier wurde deutlich, wie sehr Anforderungen wie Ökobilanzierungen, Lebenszykluskosten oder ein Gebäuderessourcenpass sowohl Termin- als auch Kostenstrukturen beeinflussen können. Die Diskussion drehte sich um geeignete Herangehensweisen, die Integration dieser Anforderungen in laufende Prozesse und die Verantwortung der Projektsteuerung für deren Umsetzbarkeit.
Die dritte Session beleuchtete die Anwendung des Berliner Protokolls 2.0. Vertreter der DVP-Fachgruppen Baubetrieb sowie Recht und Verträge stellten die dort entwickelten Organisationsempfehlungen für Nachtragsprüfungen vor. Ziel war es, aufzuzeigen, wie Aufgaben sinnvoll zwischen Objektplanung, Fachplanung, Projektsteuerung, baubetrieblicher und rechtlicher Beratung aufgeteilt werden können, um typische Konflikte zu vermeiden oder effizient zu lösen.
Die vierte Session stellte die Rolle des Auftraggebers in den Mittelpunkt: Wie viel sollte inhouse bleiben, was kann extern vergeben werden? Die Diskussion machte deutlich, dass es keine pauschale Lösung gibt – wohl aber Kriterien, mit denen Auftraggeber fundierte Entscheidungen über Aufgabenverteilungen treffen können. Erfahrungsberichte gaben Einblicke in erfolgreiche Abläufe und Herausforderungen in der Zusammenarbeit.
Projektmanagement in IPA-Projekten
Ein nächster Programmpunkt beschäftigte sich mit der Rolle des Projektmanagements in integrierten Projektabwicklungsmodellen (IPA). Der Vortrag zeigte, dass auch hier klassische Steuerungsaufgaben bestehen bleiben, sich aber durch die veränderten Prozesse in Planung und Bau verschieben. Vorgestellt wurden Empfehlungen für ein stufenübergreifendes Grundleistungsbild, das den Besonderheiten dieser kooperativen Modelle gerecht wird. Die zugehörige Publikation finden Sie zum kostenfreien Download in unserem Newsbereich.
Einblick in die neue Auflage des AHO-Hefts Nr. 9
Der krönende Abschluss des Tages war die Vorstellung der 6. Auflage des AHO-Hefts Nr. 9. Prof. Norbert Preuß gab einen Überblick über die strukturellen Änderungen, die in allen Kapiteln des Hefts vorgenommen wurden. Das stufenübergreifende Leistungsbild wird künftig als Standardlösung vorangestellt, die Vergütungsbemessung erfolgt über Projektklassen, die sich an der Projektkomplexität orientieren. Zudem wurden ein vollständig neues Leistungsbild „Projektleitung“, ein neues Kapitel zur Nachhaltigkeit sowie ein neues Modul zur Organisations- und Leistungsstrukturanalyse eingeführt. Die Überarbeitung zielt darauf, die Anforderungen und Leistungen in der Projektsteuerung klarer, nachvollziehbarer und differenzierter abbildbar zu machen. Die Neuauflage erscheint voraussichtlich Ende Mai und kann bereits im DVP-Shop vorbestellt werden.
Vielen Dank und bis November!
Wir bedanken uns bei allen Referenten, Teilnehmern, Ausstellern und Mitwirkenden und freuen uns auf die Fortsetzung des Dialogs bei der DVP-Tagung am 7. November 2025 mit Mitgliederversammlung und Abendprogramm am 6. November in Berlin.