Die DVP-Tagung 2024 stand ganz im Zeichen des AHO-Heftes Nr. 9, das als „DNA“ der Projektsteuerung die Grundlage für die fünf zentralen Handlungsbereiche bildet: Organisation, Qualitäten, Kosten, Termine und Verträge. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des DVP wurde nicht nur zurückgeblickt, sondern auch diskutiert, wie sich Projektsteuerung angesichts aktueller Herausforderungen weiterentwickeln kann.
Die Tagung begann mit einem glanzvollen Auftakt im Ballhaus Berlin, bei dem das 40-jährige Bestehen des DVP gefeiert wurde. Der Abend bot nicht nur Gelegenheit, Erinnerungen zu teilen und neue Kontakte zu knüpfen, sondern auch ein eindrucksvolles Bühnenprogramm. DVP-Geschäftsführerin Sonja Buchholz und der 1. Vorstandsvorsitzende Remus Grolle-Hüging führten durch den Abend und begrüßten Ehrenmitglieder und ehemalige Vorstände. In lebhaften Interviews wurde auf die erfolgreiche Geschichte des DVP zurückgeblickt, begleitet von humorvollen Anekdoten und wertvollen Einblicken in die Entwicklung der Projektsteuerung. Nach dem offiziellen Teil wurde bei Dinner, Drinks und Tanz bis in die Nacht gefeiert. Ein rundum gelungener Start!
Am nächsten Tag startete die Tagung im dbb forum Berlin. Ein fester Bestandteil der DVP-Geschichte ist das AHO-Heft Nr. 9, weshalb das diesjährige Programm ganz im Zeichen der fünf Handlungsbereiche stand: Organisation, Qualitäten, Kosten, Termine und Verträge.
Der Faktor Mensch
Den Tag eröffnete Kristina zur Mühlen, die die Teilnehmenden begrüßte und durch das vielfältige Programm führte. Die erste Keynote des Tages hielt Kerstin Eisenschmidt. In ihrem Vortrag „Faktor Mensch. Führen in eine neue Zeit“ betonte sie die Bedeutung des Menschen als zentrale Komponente in der Projektsteuerung. Sie präsentierte Erfolgsrezepte aus der Praxis und diskutierte, wie eine Balance zwischen persönlichem Stil und Effizienz geschaffen werden kann, um die Projektkultur positiv zu beeinflussen. Dabei ging sie auch auf konkrete Modelle ein, die in der täglichen Projektarbeit angewendet werden können.
Effektives Terminmanagement als Schlüssel zum Projekterfolg
Bernd Krechting führte die Diskussion weiter mit einem Vortrag zum Thema Terminmanagement in Großprojekten, dem Handlungsbereich D. Er beleuchtete die Herausforderungen, die sich im Planungs- und Steuerungsprozess ergeben, und erörterte praxisnahe Lösungen für typische Terminabweichungen. Besonders hob er hervor, wie wichtig eine klare Verteilung der Aufgaben zwischen den Projektbeteiligten ist, um Verzögerungen zu minimieren und einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Projektsteuerung vs. Projektleitung
Nach einer kurzen Kaffeepause und Gelegenheiten zum Netzwerken widmete sich Michael Hiss in seinem Vortrag einer grundsätzlichen Frage: Wo hört Projektsteuerung auf, und wo beginnt Projektleitung? Er setzte sich kritisch mit den Erwartungen der Auftraggeber und den Leistungsgrenzen der Projektsteuerung auseinander und stellte Überlegungen an, wie diese Rollen künftig noch besser definiert werden könnten.
Qualitätssicherung
Im Handlungsbereich B stellte Denise Melmuka die Herausforderungen der Plausibilitätsprüfung von Qualitäten vor. Sie wies auf die Risiken hin, die entstehen, wenn die Projektsteuerung die Verantwortung der Planer überschreitet oder zu tief in die Detailprüfung einsteigt. Eine zentrale Frage war, wie eine ausgewogene Qualitätsprüfung aussehen kann und welchen Einfluss moderne Tools wie BIM in Zukunft haben könnten.
Kostenmanagement im Fokus
Brauchen wir neben dem „technischen“ einen „commercial“ Projektmanager? Der Nachmittag beinhaltete einen Vortrag von Dr. Stefan Reimoser, der sich mit der Kostenverantwortung in der Projektsteuerung auseinandersetzte. Er beleuchtete strukturelle Probleme, die die Realisierung großer Bauvorhaben in Deutschland erschweren. In seinem Vortrag kamen Themen wie die Komplexität des Vergaberechts und die Rolle der Bauverwaltung zur Sprache, die wesentliche Auswirkungen auf Zeit und Kosten haben. Stefan Reimoser verwies auf die Notwendigkeit, stärker auf kaufmännische Kompetenzen im Projektmanagement zu setzen, um die Projektrealisierung effizienter zu gestalten.
Recht und Haftung in der Projektsteuerung
Zum Abschluss thematisierte Prof. Dr. Klaus Eschenbruch die rechtlichen Rahmenbedingungen und Haftungsrisiken, die mit der Projektsteuerung verbunden sind. Im Handlungsbereich E wurde die steigende Bedeutung der rechtlichen Beratung in komplexen Projekten hervorgehoben. Außerdem wagte er einen Blick in die Zukunft, indem er über die Potenziale digitaler Vertragslösungen und ihre möglichen Auswirkungen auf die Zusammenarbeit sprach.
Die DVP-Tagung 2024 bot eine wertvolle Gelegenheit, sich zu vernetzen und fundierte Einblicke in verschiedene Aspekte der Projektsteuerung zu gewinnen. Die vorgestellten Lösungsansätze und Diskussionen verdeutlichten, wie dynamisch sich die Anforderungen an die Projektsteuerung verändern. Ein Schwerpunkt der Debatten lag auf der Frage, wie die Branche mit neuen Technologien und rechtlichen Rahmenbedingungen Schritt halten kann. Die Veranstaltung machte deutlich, dass eine enge Zusammenarbeit und der kontinuierliche Wissensaustausch auch in den kommenden Jahren essenziell bleiben werden, um die komplexen Herausforderungen der Bauwirtschaft erfolgreich zu meistern.